WG203 – Fragment einer Briefreinschrift an Alma Mahler
Berlin, Montag, 18. September 1911
Berlin, 18.9.11
Geliebte ,
ich werde \kann/ am 25. nicht in Berlin
sein.
Dein Brief war so rührend
herrlich, wie Du selbst, aber –
seit ich fort bin von dir steigt
eine heiße Scham in mir auf,
die mich Dich meiden heißt.
Ich muß \will/ eine Weile fortgehen
und mich erproben, ob meine
Augen auch nicht blind sind,
ob ich wirklich imstande sein
werde, wenn Du es wolltest,
meine Liebe in so schöne Form zu klei-
den, wie sie einzig Deiner würdig
sein und \wie sie/ das Leid wieder aus-
gleichen könnte, das ich
und Dir aus Mangel an gereifter
Vorsicht zufügte. denn heute
weiß ich es nicht und bin zu \tief/
Tode betrübt über mich.
Apparat
Überlieferung
, .
Quellenbeschreibung
1 Bl. (2 b. S.) – Briefpapier mit Aufdruck: „Kaiser-Hotel Berlin W.“, Tinte.
Druck
, S. 113, bei Anm. 145 (Auszug), , S. 843-844 (fast vollständiger Auszug in engl. Übersetzung).
Korrespondenzstellen
Antwort auf AM108 vom wahrscheinlich 14. September 1911 (Ich werde es so einrichten, dass wir uns in Berlin für ein paar Stunden gründlich und allein sehen): ich […] \kann/ am 25. nicht in Berlin sein. Beantwortet durch AM111 vom 19. September 1911 (Was ist das? Willst Du mich in der Welt allein lassen! […] Weshalb schämst Du Dich): von dir steigt eine heiße Scham in mir auf […]. Ich muß \will/ eine Weile fortgehen und mich erproben.
Datierung
Datierung WG: 18.9.11.
Übertragung/Mitarbeit
(Elisabeth Behnle)
am 25. nicht in Berlin – vgl. AM103 vom 28. August 1911: Fried’sche Aufführung.
Dein Brief – AM108 vom wahrscheinlich 14. September 1911.
das Leid […], das ich Gustav und Dir aus Mangel an gereifter Vorsicht zufügte. – s. Themenkommentar: Der fälschlich adressierte Brief an Gustav Mahler.